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Bildungsfahrt zur Tulpenblüte nach Gönningen und auf die Schwäbische Alb

Schönes Frühlingswetter ist angesagt für die Fahrt auf die Alb. Die Anreise durch die frisch grüne und blühende Landschaft, der unverhoffte Sekt zum traditionellen Vesper (eine der Frauen hat Geburtstag) tragen zur fröhlichen Stimmung bei. In Gönningen dann ist die Freude groß, dass die Tulpen noch in den schönsten Farben blühen.

Warum gerade in Gönningen ein solches Tulpenmeer zu bestaunen ist, erfahren die Frauen beim Vortrag von Hartmut Fetzer. Die Familie Fetzer ist eine von nur noch zwei Samenhandlungen in Gönningen. Um 1870 waren von den damals 2400 Dorfbewohnern 1200 selbständige Samenhändler, darunter 400 Frauen. Und so fing alles an: das Leben auf der Alb war karg und die Erträge der Landwirtschaft reichten nicht aus, die Familien zu ernähren. Man verkaufte als Handelsreisende in der weiteren und näheren Umgebung getrockneten Zwetschgen, Apfelschnitzen, Nüssen, Honig und Setzlingen. Bald darauf spezialisierten sich die Gönninger auf Sämereien und Blumenzwiebeln. Eingekauft wurden diese u. a. in Südfrankreich, Spanien, Italien und Marokko. Nach oft monatelangen Reisen wurden die Schätze dann unter Mithilfe der ganzen Familie abgefüllt, verpackt und beschriftet. Anschaulich erläutert Rainer Ganzner im Samenhandelsmuseum, im Bezirksrathaus von Gönningen, wie man sich das vorzustellen hat. In der historischen Packstube führt er vor, wie die Samen mit Hilfe von Messlöffelchen und Waagen abgepackt wurden. Wie unterschiedlich die einzelnen Sämereien sind, verdeutlicht das Beispiel der Begoniensamen. Ein Gramm davon enthält etwa 50.000 Körner und kostete dreimal soviel wie Gold. Um den Kunden zu zeigen, wie die Pflanzen aussehen, gab es schon sehr bald bunt bedruckte Samenpäckchen. Ein wichtiges Verkaufsargument bei den Abnehmern. Um zu ihnen zu kommen, nahmen die Samenhändler weite Wege auf sich, z. B. bis nach Sankt Petersburg oder auf die Krim. (Kommt daher das geflügelte Wort: ein Gönninger Samenhändler ist schon da! wenn man in einen entlegenen Winkel der Erde kommt?) Zur meist adeligen und reichen Kundschaft nahm man diese beschwerlichen und gefährlichen Wege zu Fuß oder mit Pferdefuhrwerken auf sich. Verbessert hat sich das 1902 durch einen eigenen Bahnanschluss. Diese Reisen forderten auch Opfer, an 244 erinnert das Samenhändlerdenkmal in der Kirche. Der Samenhandel führte aber zu einem ansehnlichen Wohlstand. Mitte des 19. Jahrhunderts begannen die Samenhändler damit, ihre Toten mit einem kostbaren Grabschmuck zu ehren: Tulpen. Damals kostete eine Tulpenzwiebel so viel wie ein Handwerker an einem Tag verdiente. Die Tulpen gediehen und gedeihen hier besonders gut und seit 2004 wird diese Tradition wieder gepflegt. Sehr zur Freude auch der vielen Besucher. Auf dem Musterfeld der Firma Fetzer kann man die verschiedenen Sorten begutachten und sich anhand der Schilder seine bevorzugten Sorten aussuchen und für den eigenen Garten bestellen. Mit vielen praktischen Tipps für Aussaat und Pflege der Sämereien versorgten die Mitglieder der Familie Fetzer die LandFrauen. Manches Tütchen wurde eingekauft, bevor es zur Mittagseinkehr in das Zelt „Zum Tulpenknacker“ geht.

Als Kontrastprogramm fährt der Bus mit den LandFrauen auf die Alb hinauf nach Ödenwaldstetten. Begrüßt werden die Frauen vom Ehepaar Rauscher mit Alphornklängen. Helmut Rauscher stellt dann sehr launig seinen Betrieb vor. Bei etwas frischem Wind geht es auf die Weide zu den Büffeln, die sich von den beeindruckten Besucherinnen nicht stören lassen. In aller Ruhe liegen sie im Gras. Aus Büffel- und Kuhmilch entstehen in der Käserei des Hofes leckere Käse, die anschließenden verkostet werden. So gestärkt tritt man die Heimreise an. Noch ein kurzer Blick auf Schloss Lichtenstein und man ist sich einig: es war wieder ein herrlicher Tag.